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Interview Sanders Nachhaltige Agrarwirtschaft

Mit Strategie zu mehr Ökolandbau

Interview mit Dr. Jürn Sanders vom Thünen-Institut für Betriebswirtschaft

Die Nachfrage nach Bio-Lebensmitteln in Deutschland wächst seit Jahren, der Flächenanteil der ökologischen Landwirtschaft dagegen kaum. Warum stellen nicht mehr deutsche Bauern auf Bio um?

Eine wichtige Voraussetzung für Veränderungsprozesse wie eine Umstellung auf ökologischen Landbau ist die Einsicht, dass der Status-quo nicht zufriedenstellend ist. Zum einen stellt sich also die Frage: Wie groß ist die Notwendigkeit, dass sich landwirtschaftliche Betriebe verändern und eine neue Strategie entwickeln müssen? Und zum zweiten: Welche Alternativen gibt es? Bis vor drei bis vier Jahren bot der Boom im Bioenergiebereich, zum Beispiel der Anbau von Energiemais für Biogasanlagen, konventionellen Landwirten interessante Einkommensperspektiven. Auch aufgrund der recht ordentlichen Preise war es lohnenswert, konventionell zu wirtschaften. Relativ gesehen war der ökologische Landbau deshalb in den vergangenen Jahren finanziell nicht ausreichend attraktiv.

Hat sich das verändert?

Ja und zwar erheblich. In der konventionellen Landwirtschaft sind in den vergangenen anderthalb Jahren die Preise deutlich eingebrochen. Grundsätzlich erleben wir, dass das Thema Landwirtschaft in der Gesellschaft wieder an Bedeutung gewinnt, dass die Menschen darüber reden, wie Lebensmittel hergestellt werden. Das Interesse der Landwirte am ökologischen Landbau ist deshalb spürbar gestiegen.

Zurzeit ist die Einkommenssituation der Landwirte also so schwierig, dass demnächst mehr Betriebe auf Bio umstellen?

Gemäß unseren betriebswirtschaftlichen Analysen standen ökologisch wirtschaftende Betriebe im letzten Wirtschaftsjahr finanziell wieder besser da als vergleichbare konventionelle Betriebe. Insofern ist es nicht überraschend, wenn laut den Berichten der Bundesländer das Interesse der Landwirte am ökologischen Landbau wieder gestiegen ist. Das zeigt sich zum Teil auch schon in einigen Länderstatistiken. Vereinfacht ausgedrückt: Vor zwei, drei Jahren diskutierte die Branche noch über das Problem der Rückumstellung, heute über fehlende Stühle bei Umstellungsveranstaltungen. Entscheidend ist aber nicht das Ergebnis einer Momentaufnahme, sondern ob die Rahmenbedingungen auch langfristig stimmen.

Blaue Lupine; JKI