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Emotionen beim Schwein Nachhaltige Agrarwirtschaft

Auf der Suche nach dem glücklichen Schwein

Die Parlamentarische Staatssekretärin beim Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL), Dr. Maria Flachsbarth, startete am 06. Mai 2016 das Forschungsvorhaben „Feel Good“ am Institut für Tierzucht und Tierhaltung an der Universität Kiel. Sie übergab die Zuwendungsbescheide in Höhe von 215.000 Euro an die Projektpartner. 

Zusammenfassen ließe sich das Vorhaben, dessen offizieller Titel „Erfassung positiver Emotionen beim Schwein“ lautet, wohl am besten mit der Aussage „Ist das Schwein glücklich, freut sich der Mensch“. Doch natürlich geht es um mehr: so ist bislang weitgehend unerforscht, wie sich landwirtschaftliche Nutztiere in bestimmten Situationen fühlen. Es fehlen aber auch zuverlässige und praxistaugliche Indikatoren zur objektiven Beurteilung von Emotionen wie Angst, Wut, Glück, Trauer und Abscheu. Dabei werden Schweinen und Rindern aber durchaus sogar komplexere Emotionen wie Anspannung, Stress, Aufregung oder Zufriedenheit und Entspannung zugesprochen. Ziel jedenfalls ist es, ein umfassendes Verständnis der Emotionalität von landwirtschaftlichen Nutztieren am Beispiel von Hausschweinen zu bekommen. Zugleich wollen die Wissenschaftler geeignete zuverlässige und praxistaugliche Parameter zur Erfassung des Emotionszustandes entwickeln.

Angesichts von in den letzten Jahren lauter werdender Kritik an der konventionellen Landwirtschaft in unserer Gesellschaft, ist das Thema Tierwohl eine der wichtigen Aufgaben auch für das BMEL. Inzwischen hat das Wohlbefinden landwirtschaftlicher Nutztiere und die Tiergerechtheit der Haltung eine hohe gesellschaftspolitische Bedeutung erlangt. Im Gutachten des Wissenschaftlichen Beirats für Agrarpolitik „Wege zu einer gesellschaftlich akzeptierten Nutztierhaltung“ heißt es dazu, dass die gesellschaftliche Akzeptanz der Nutztierhaltung deutliche Verbesserungen beim Tierschutz erfordert. Das Forschungsvorhaben „Feel Good“ ist damit ein Baustein, um die Möglichkeiten der Beurteilung der Tiergerechtheit von Haltungssystemen zu verbessern. Zu einem späteren Zeitpunkt sollen die entwickelten statistischen Modelle darüber hinaus direkte Anwendung in Softwaretools beispielsweise für die betriebliche Eigenkontrolle anhand tiergestützter Indikatoren finden.

Im Projekt ist vorgesehen, verschiedene tierbezogene Parameter zur Erfassung von Emotionen wie beispielsweise Spielverhalten, Tiersignale, Reaktion auf unbekannte Objekte („Novel Object Test“) und unbekannte Menschen („Human Approach Test“) im Stall an den Tieren zu erheben. Außerdem werden physiologisch messbare Parameter wie der Gehalt an Immunglobulin A (IgA) im Speichel der Tiere sowie nach der Schlachtung oder die Größe des Hippocampus der Tiere erfasst. Der Hippocampus ist ein Teil des Gehirns, der eine wichtige Rolle bei Emotionen spielt. Die Erfassung der diversen Parameter erlaubt gleichermaßen Rückschlüsse auf die Zusammenhänge und gegenseitigen Abhängigkeiten des Konzeptes Emotionalität, aber auch auf den Gesamtkomplex Tierwohl.

Im Rahmen seiner Förderprogramme (insbes. Innovationsförderung, BÖLN, Modell und Demonstrationsbetriebe Tierschutz) hat das BMEL seit 2010 Forschungs-, Modell- und Demonstrationsvorhaben mit über 150 Millionen Euro gefördert. Im Rahmen der Förderung von Innovationen zur Bewertung der Tiergerechtheit und des Tierwohls in der landwirtschaftlichen Nutztierhaltung unter Einsatz geeigneter Indikatoren fördert das BMEL insgesamt 17 Forschungsvorhaben mit einer Fördersumme von 11,5 Millionen Euro, wobei die Gesamtkosten der Vorhaben bei 14,2 Millionen Euro liegen.

 

Feierlicher Projektstart, Bild: C. Eulitz/CAU